Friedinger

Ein Autor, bei dem es gar nicht gut läuft mit dem Schreiben, bekommt von seiner Frau zur Inspiration zwei Wochen Schreibferien auf Kreta geschenkt. So weit, so gut. Doch dort schleppt er sich weiter, es will und will nicht klappen mit Konzentration und Produktivität.

Neben einer Backpacker-Touristin, die ihm  schöne Augen macht, kommt auch ein gewisser Friedinger in Spiel. Wie der uninspirierte Autor selbst stammt dieser aus dem selben Heimatort: in Linz beginnts.

Der „echte“ Autor Kutzenberger scheint mit diesem Stoff schon lange schwanger gegangen zu sein. In seinem Erstlingswerk ist so ziemlich alles verpackt, was Männer mittleren Alters im Allgemeinen beschäftigt. Ironische Selbstreflexion inklusive und nur allzu oft auch die ungeschminkte Wahrheit.

Er ergibt sich erotischen Phantasien, amourösen Abenteuern und handelt nebenbei auch noch Politik, Beruf, Familie, Beziehungen und alte Freunde ab. Es geht auch um Dinge, die der Mann noch nicht gemacht hat, die aber unbedingt noch gemacht gehören. Auch auf die Gefahr hin, dass es vielleicht schon zu spät sein könnte. Neben einer Ehekrise entspinnt sich ein Krimi, der zu einem Waffenlieferungs-Skandal auf dem  Gelände der VÖEST-Alpine zurück führt.

Des Autors  Schreibblockaden werden in der Woche auf der fast einsamen Insel nicht gelöst , soviel sei schon verraten. Viel eher ist das Ganze ein wenig MC Escher in Romanform mit einem ordentlichen Zug der Handlung nach vorne.

Stefan Kutzenberger, dem Echten, ist es gelungen, Fact und Fiction so zu verweben, dass die Grenzen dazwischen vom Leser nur unscharf erahnt werden können. Allein diese Spekulationen machen das Lesen zum Vergnügen.

Ein besonders gelungenes Ineinandergreifen von Autobiografie, Fiktion und realen Begebenheiten, oftmals im Stakkato, bei dessen Lektüre sich mitunter ein angenehmer Schwindel aufbaut. Herrlich unterhaltsame Sommerlektüre.


FRIEDINGER
Stefan Kutzenberger
Deuticke 2018

256 Seiten
€ 22,70

 

 

 

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