Man kennt den Effekt aus Filmen wie „Short Cuts“, „21 gram“ oder „He‘s just not into you“. Die Charaktere aus zunächst unverbundenen Episoden in und um Hamburg gewinnen stetig an Profil und Tiefe.
Erst nach und nach stellt sich heraus, dass sie alle miteinander zu tun haben.
Wir begegnen drei Freunden aus Jugendtagen, die seit dem verhängnisvollen Verschwinden des kleinen Bruders von Mats kaum mehr miteinander gesprochen haben.
Alle stehen mit Mitte vierzig vor den Scherben ihrer langjährigen Beziehungen. Autorin Jasmin Ramadan, die auch die Vorlage zum Film „Soul Kitchen“ schrieb, lässt nicht zu, dass die verwobenen Geschichten der Zentralgestirne und ihrer Satelliten larmoyant werden. Auch die drei charakterstarken Ex-Frauen machen eigenständige Entwicklungen durch. Die Dialoge sind geschliffen, die Charaktere spannend gezeichnet.
Deswegen folgt man ihnen gerne 270 Seiten bei ihren verschiedenen Heilungsprozessen. Immer wieder spielen auch Beziehungen zu weitaus jüngeren Menschen eine Rolle, Kinder, Mitbewohnerinnen, neue Freundinnen, die den Dialog zwischen Generationen eröffnen. Gekonnt umschifft die Autorin platte Klischees und steuert mit sicherer Hand auf ein unrührseliges Happy End zu. Großes Lesevergnügen!
Auf Wiedersehen
von Jasmin Ramadan
Weissbooks Verlag
272 Seiten
24,70 Euro
Beitragsbild: © Axel Anselm Woesler
Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.