Vertraute Fremde – fremde Vertrautheit

Die Autorin Cornelia Travnicek im Portrait

Cornelia Travnicek überlässt es ihren Leserinnen und Lesern, die Figuren ihres Romans in einer Wirklichkeit zu verorten.

Die Mechanismen von Ausbeutung und Unterdrückung sind ohnehin überall auf der Welt gleich. Da kann die Stadt am Fluss mit der unsichtbaren Insel im Nebel auch jede von Paris bis Prag sein.

Die Idee zum Stoff mit den Kindern, die nicht groß werden (dürfen), fußt in ihrer Liebe zum Peter Pan Stoff, erzählt Cornelia Travnicek MadameWien im Interview.

Feenstaub dreht sich um eine Gruppe junger Taschendiebe und ihren Zuhälter. Wer nicht geschickt genug ist oder zu groß wird, fliegt hinaus oder kommt gar nicht hinein. In der Bande finden die Buben Bindungen und Vertrautheit. Eine relative Sicherheit, weil sie wissen, was verlangt wird: die Schatztruhe zu füllen. Sich nicht erwischen lassen. Familie als liebevolles Gefüge kennen sie nicht. Direkter Kontakt zur Außenwelt ist unerwünscht. Sie sollen unsichtbar bleiben.

Immer vermittelt der Vermittler. Er nimmt den Großteil des Geldes und beschafft Notwendiges. Der Krakadzil verteilt auch Extras, damit sich die Buben aus der tristen Lage beamen können: den Feenstaub nämlich. Das geht alles seinen Gang, bis Petru ein Mädchen trifft. Und in ihrem Zuhause ganz alltägliche Dinge wie Zuwendung, Mahlzeiten, Interesse und Verständnis findet. Hier wird knallharte Realität in traumhafte Sprache gepackt.


Feenstaub
von Cornelia Travnicek

Picus Verlag 2020
278 Seiten
22 Euro

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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