Es kann nur eine geben

Braucht es noch eine Biografie von Lotte Tobisch (1926 bis 2019) neben der in ihren eigenen Worten („Langweilig war es nie.“)?

Das darf man sich fragen angesichts von Harald Klauhs‘ Dame wider Willen. Die sieben Leben der Lotte Tobisch, denn Tobisch war ja recht outspoken und einige ihrer Besonderheiten aus Funk und Medien bekannt.

Aber hier sind sie alle beisammen. Doch wenn man einmal zu lesen anfängt, lautet die Antwort: ja. Denn das Leben der Grande Dame überspannte eine sehr lange und oft ziemlich schwierige Zeit.

Auch das Leben als Gräfin hatte sehr unglamouröse Facetten. Der Opernball war für sie nicht der Ort der Verwirklichung, auch wenn sie viele in diesem Zusammenhang abgespeichert haben. Betriebsrätin, schwierige Schülerin, zerrissene Tochter, eine nicht standesgemäße Beziehung nach der anderen, beherztes Organisationstalent, Friseur-Verweigererin, Künstlerheim-Chefin, Briefeschreiberin, Antifaschistin, Doyenne, Buchrezensentin, Burgtheater-Insiderin... es gibt hier einiges zu sehen.

Im ersten Leben macht der Autor sie als Kind des Fin de Siècle aus, das zweite Kapitel dreht sich um ihre Herkunft, das dritte um die Jugend im Dritten Reich. In Kapitel vier geht es vom Albtraum in die Traumwelt, das fünfte widmete sie ihrem ersten Mann Erhard Buschbeck, es folgen „Hundejahre“ und „Alles Walzer“.


Dame wider Willen. Die sieben Leben der Lotte Tobisch
von Harald Klauhs
Residenz Verlag
255 Seiten
28 Euro


Beitragsbild: Lotte Tobisch und ihr Vater, © Privatarchiv Urbanek

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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