Auf den Spuren von Virginia, Annette und Selma

“A woman must have money and a room of her own if she is to write fiction.”

So lautet das berühmte Zitat von Virginia Woolf aus dem schmalen Bändchen „A room of one’s own“. Aber die Engländerin war bei weitem nicht allein damit.

Zahllose berühmte und auch bei uns nicht so bekannte Schriftstellerinnen schufen sich Räume, verhandelten hart, arbeiteten viel, um sie nach ihren Bedürfnissen herzurichten.

Die Beweisführung gelingt nicht immer. Hat das Zeit, Gedanken und Ressourcen verschlingende Bauen und Renovieren das Schreiben befeuert? Hat die anstrengende Mehrfachbelastung die Kreativität verdichtet? Oder war es die Notwendigkeit viel Geld zu verdienen, die alles anschob?

Kristin Valla holt das Thema in die Gegenwart. Die Autorin hadert nicht mit ihrem Lebensentwurf. Aber sie meint, dass mit Mann und Kindern die Schriftstellerin in ihr abhanden gekommen ist. Es fehlt die Ruhe, es fehlt der Platz und sie mag nicht immer ihr kreatives Chaos verräumen, um das Abendessen auf den Tisch zu bringen.

Aus dem Wickelalter sind ihre Jungs schon heraus, aber auch dafür bringt sie Beispiele aus der Literaturgeschichte. Sie will sich ins Schreiben vertiefen und abgeschottet sein. Der Möglichkeitsraum ist ein kleines, klammes Steinhaus in einem abgelegenen, französischen Kaff. Sie macht es als ihr Schreibrefugium aus und beginnt zu renovieren.

Es ist weit weg von Oslo, kompliziert zu erreichen und erfordert Unsummen. Sie muss jedes Mal weinen, wenn sie die Schwelle übersteigt. Entlang des Weges sich den Raum erschließend, erzählt sie von den vielen anderen Frauen in der Gegenwart und der Vergangenheit. Wie sie das bewältigt haben. Und wir fühlen und fiebern mit.

Ein Raum zum Schreiben
von Kristin Valla übersetzt von Gabriele Haefs
Mare Verlag
272 Seiten
26,50 Euro

Beitragsbild: © Julie Pike