Zwei zu gute Jungen

Simonetta Agnello Hornby, geboren 1945 in Palermo, lebt seit mehr als 50 Jahren in London und arbeitet als Anwältin.

In „Er war ein guter Junge“ nimmt sie sich die Zeit, das verknüpfte Schicksal zweier sizilianischer Buben zu erzählen.

Und zwar ab dem Alter, als sie in kurzen Hosen auf Bäume klettern bis zu dem Moment, in dem sie in Anzügen für die Cosa Nostra zuviel riskieren.

Giovanni und Santino wachsen quasi vaterlos auf und wollen im Grunde ihre Mütter glücklich und versorgt sehen. Der eine hat die Mittel, eine gute weiterführende Schule zu besuchen und Jus zu studieren. Der andere arbeitet schon als Teenager auf Baustellen und lernt das Business von der Pike auf. Die beiden Freunde sind keine Bösewichte, die anderen die Knochen brechen. Sie sind auch nicht besonders geltungssüchtig oder statusbewusst.

Sie werden nach und nach eingesponnen, um im Auftrag zu betonieren oder Recht zu biegen. An den Fäden ziehen jedenfalls ihre manipulativen Mütter genauso wie schmerbäuchige Männer, die nur Vornamen haben. Ein einbetonierter Konkurrent, eine einstürzende Brücke und eine Explosion auf der Baustelle? Leider deuten Giovanni und Santino die Zeichen nicht rechtzeitig. Was sie aber nie vernachlässigen, ist ihre Freundschaft.

Vor realen Ereignissen und mit sorgfältiger Zeichnung der handelnden Personen entwirft die Autorin ein Bild der inneren Abläufe der Mafia abseits von Schutzgeld und Schießereien. Wenn Agnello-Hornby die Männer auf der Insel unterwegs sein lässt, die Sonne, das Meer, die Geschichte und Landschaft ins Bild rücken, kommt ganz von selbst Urlaubssehnsucht auf.


Er war ein guter Junge
von Simonetta Agnello-Hornby, übersetzt von Christine Ammann
folio Verlag
257 Seiten
26,95 Euro

Beitragsbild: ©Adobe_Connect_Images

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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