Maya kann etwas, was etlichen Müttern trotz heißer Bemühungen verwehrt bleibt.
Sie hat Muttermilch im Überschuss und macht das kostbare Gut im „Haus des flüssigen Goldes“ zu Geld.
Ansonsten hat sie nicht viel Glück gehabt: der Kindsvater wollte kein Kind, ihre Basketballkarriere ist vorbei – sie hat eher keine anderen Erfolgserlebnisse oder Einnahmequellen.
Wir befinden uns in einer Zeit, nicht zu fern vom Jahr 2024, wo eine findige Geschäftsfrau Muttermilch zu einem guten Geschäft macht und ihre Lieferantinnen mit Knebelverträgen und Rankings untereinander ganz schön aufhetzt. Alles hübsch zugedeckt von Freundlichkeiten und einem glänzenden Außenauftritt. Frisch gebackenen Eltern mit, aber auch ohne genügend Kleingeld, ist das Wohl ihres Nachwuchses schließlich ganz schön viel wert.
Maya ist eine Goldene (Lieferantin). Hier wird endlich einmal der Care Arbeit und körperlichen Bestleistung von Müttern ein (Geld-)Wert gegeben. Parallel ist Milchpulver als leistbare und lebensnotwendige Ware leider gerade nicht verfügbar. Vor der Tür wird also protestiert. Als Maya sich entschließt, den Protestierenden den Mittelfinger zu zeigen und hernach, aus ebenso nachvollziehbaren Gründen, ein hungriges fremdes Baby zu stillen, gerät sie mitten in ein Social Media - Yo-Yo.
Sie wird gedisst, gefeiert, beschimpft, gelobt. Dann mischt sich auch noch eine Influencerin mit Millionen Follower:innen ein und hebt sie auf ein Podest. Ein Journalist, der für seinen Sohn vorgesorgt hat, seiner Frau aber nichts davon erzählt, tut das Übrige. Perfides vom Feinsten!
Haus des flüssigen Goldes
von Clemens Berger
Residenz Verlag
216 Seiten
26 Euro
Beitragsbild: ©Katharina Susewind
Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.