Stimmverlust und Innenschau

Den spezifischen Sound von Arezu Weitholz haben wir schon in ihrem vorigen Buch genossen („Beinahe Alaska“).

In „Hotel Paraíso“ begleiten wir Frieda an die portugiesische Algarveküste.

Dort passt sie auf ein Hotel in der Winterpause auf: Sie lüftet die Zimmer, sperrt zu und auf, hütet Hund Otto und er sie, kocht sich ein Abendessen in der Personalküche und schaut aufs Meer.

Sie muss Abstand von Zuhause gewinnen, wo die Synchronsprecherin ihre professionelle Stimme plötzlich verloren hat. In Portugal hat sie Zeit über Herkunft, Heimat und Herzensmenschen nachzudenken. Dass sie ein Adoptivkind ist, hat sie erst mit 17 erfahren.

Wie Weitholz die Angewohnheiten der Großmutter beschreibt, das Aufwachsen auf der Tankstelle in Niedersachsen an Anekdoten festmacht, das Außenseiterin-Sein in Worte packt, ist ganz großes Kino. Es passiert nicht viel und doch reichlich, denn ein bewegtes Innenleben braucht nicht viel Action rundum.

Das alles klingt nach Drama, aber keine Sorge: Die Autorin ist eine Menschenfreundin und auf die Tränendrüse zu drücken, wäre ihr zu schal. Einfach auf die Lesereise einlassen und sich beglückwünschen, wenn man keine Schwiegermutter wie Lily hat.


Hotel Paraíso
von Arezu Weitholz
mare Verlag
176 Seiten
24,50 Euro

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