Ida Pfeiffer lebte im Wien des Biedermeier und tat für eine Frau ihrer Zeit sehr ungewöhnliche Dinge.
Sie reiste um die Welt, stellte das Geld dafür auf, pflegte Kontakte, hielt Vorträge, schrieb Bücher, die man heute noch lesen kann, sammelte Naturalien und wurde Mitglied in diversen wissenschaftlichen Gesellschaften. Begonnen hat sie damit mit 48 Jahren. Die Kinder waren aus dem Haus und der Mann stellt keine Ansprüche mehr an sie.
In vielen Belangen war sie eine Pionierin. Sie war z.B. die erste Frau, die die Welt umrundete oder die erste Frau mit einem Ehrengrab am Zentralfriedhof. Die Historikerin Gabriele Habinger hat schon mehrfach lesenswert über Ida Pfeiffer geschrieben. Diesmal nähert sie sich der faszinierenden Person mit dem unerschütterlichen Gemüt über ihre Korrespondenz mit Bekannten, Verwandten, Verlegern, Kuratoren, Freunden und Förderern.
Ein Leben in Briefen. Die Reiseerlebnisse stehen in dem Band nicht im Vordergrund, außer sie werden in Briefen erwähnt. Doch das Abenteuer tropft bei Ida Pfeiffer ohnehin aus beinahe jeder Zeile. Was aber sehr deutlich wird, sind ihre logistischen Meisterleistungen. Gepäck voranschicken, Funde zurückschicken, auf dem Weg Routen planen, verwerfen und umdisponieren, Veröffentlichungen koordinieren, Unterstützer bei Laune halten und das alles bei monatelangen Zustellzeiten und fernen Zwischenstationen.
Briefe, so wird klar, enthielten bei ihr oft Briefe zur Weiterleitung an andere Leute. Sie wurden weitergegeben, um mehreren Leute Neuigkeiten zu überbringen – das wortwörtliche Lebenszeiten zu senden – oder waren zur Veröffentlichung bestimmt. Als Pfeiffer eine gewisse Bekanntheit erreichte, wurde es zunehmend wichtig, die Kontrolle über die Publikation von sensiblen Informationen in der Presse zu behalten.
Nicht nur einmal forderte die reiselustige Wienerin die Empfänger auf, die Briefchen gleich zu vernichten. Sie schrieb im Dschungel, und am Krankenbett, auf Segelschiffen und zu Pferd. Sie ging barfuß, stürzte in Flüsse, besuchte Kannibalen, verkehrte mit Royals und Kuratoren. Sie hat Spuren hinterlassen, etwa im Naturhistorischen Museum oder im Weltmuseum. Und obwohl ihre Ansichten stark in ihrer Sozialisation verankert blieben, pflegte sie in anderen Punkten sehr moderne Ansichten.
Ida Pfeiffer
„Wir leben nach Matrosenweise"
Briefe einer Weltreisenden des 19. Jahrhunderts
Herausgegeben von Gabriele Habinger
Promedia Verlag
224 Seiten
27,95 Euro
Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.