Mit „Kantika“ (übersetzt Lied) verarbeitet Elisabeth Garver die Geschichte ihrer Großmutter literarisch. Rebecca wächst in einer jüdischen Gemeinde in Konstantinopel auf.
Ihre Vorfahren waren 400 Jahre zuvor aus Spanien hierher geflüchtet. Ihr Vater ist zum zweiten Mal verheiratet und arbeitet im Textilhandel.
Ihre beste Freundin wohnt ein paar Schritte den Hügel hinab.
Sie ist eine gute Schülerin und eine gute Tochter. Mehrsprachigkeit und feste Rituale prägen den Alltag. Doch die Idylle bekommt Risse, als ihre Brüder einrücken sollen, um im 1. Weltkrieg zu kämpfen und ihr Vater den Betrieb vor die Hunde gehen lässt. Gemeinsam übersiedelt Familie zurück nach Spanien, wo Rebecca als Näherin zum Familieneinkommen beiträgt und in der geringen Auswahl jüdischer Junggesellen eine Fehlentscheidung trifft.
Anhand von alten Familienfotos erzählt Elisabeth Graver Episoden aus dem Leben einer Frau, die mehrmals entwurzelt wird und dennoch immer wieder weitermacht. Sie lebt den Begriff Resilienz, bevor er in Ratgebern auftaucht und hat in ihren vielen Exilen immer ein Stück Heimat dabei und einen festen Kern ihrer Identität
Kantika
von Elisabeth Graver
Mare Verlag
386 Seiten
26,50 Euro
Beitragsbild: © Pellegrini
Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.