Die Geschwisterbeziehung ist im Regelfall eine der längsten, die man im Leben führt – wenn auch nicht selbst gewählt. Man kennt sich im Regelfall von Geburt an.
Man verbündet sich, reibt sich aneinander, bewundert sich, kann sich fertigmachen, weil man die Schwachstellen so gut kennt. So weit, so normal.
Obwohl Geschwister meist aus einem Stall kommen, geraten sie oft sehr unterschiedlich. Wie im Fall von Konrad und dem Ich-Erzähler. Der eine tanzt Ballett und dated auf Grindr, der andere hat ein ganz in weiß eingerichtetes Wohnzimmer, eine Nespresso Maschine und gefühlt alles erreicht mit Frau und Kind.
Als der Vater stirbt, sind die beiden gezwungen, das Begräbnis und die Verlassenschaft gemeinsam abzuwickeln. Die Mutter ist schon früher verschwunden. Obwohl die Brüder erwachsen sind und getrennte Leben leben, kommen noch einmal wesentliche Kränkungen und Missverständnisse aufs Tapet. Wichtige Fragen zu Identität, Status, Überlegenheit und Lebensglück werden gestellt. Vom wem hat man sich das Leben abgeschaut und wie wird welche Situation erlebt? Eine Frage der Perspektive.
„In gewisser Weise sind Geschwister die prägendste Nebensächlichkeit im Leben, zumindest bei mir ist das der Fall.“
Männer
von Moritz Franz Beichl
Residenz Verlag
160 Seiten
22,95 Euro
Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.