Die Leiden des Herren von und zu Untot

Als Ernst von Ufermann eines morgens in prekärer Lage den gebuchten Flug nicht antritt, bekommt sein Leben ganz neue Wendungen. Denn das Flugzeug stürzt ab und alle nehmen an, dass er tot ist.

Der Banker lässt sich fortan gehen und treiben, er trifft keine vorausschauenden Entscheidungen mehr.

So wird er zum Schmuggler, reist mit dem Zug von Berlin nach Wien und Prag, nimmt mehrere neue Identitäten an, gerät in kriminelle Kreise und gewinnt ein paar harte Einsichten in sein vormals saturiertes Leben mit Geliebter, Geschäftspartner, Gattin und Personal.

Mit großer Lust werden immer neue Typen und Gestalten in sein Umfeld eingeführt, die um den „Herren von und zu Untot und Unentschlossen“ kreisen. Manchmal verliert man fast den Überblick, aber letztlich werden alle Fäden wieder aufgenommen. Die Frauengestalten des Romans erleiden sämtlich typische Frauenschicksale.

Die Geschichte ist merkbar grundiert vom schwärenden Antisemitismus und den gesellschaftspolitischen Trends der 1930-Jahre, die sich (damals als Vorhersagen) später in trauriger Weise genau so einstellten. Geschrieben wurde „Leben verboten!“ 1932 von Maria Lazar. Noch nie gehört? Sie gehört zu den vergessenen österreichischen Autorinnen. Zum einen weil sie eine Frau war und Männer, die Geschichte schrieben, sie nicht für erwähnenswert hielten, zum anderen weil sie assimilierte Jüdin war und ins Exil gehen musste.

Der Verlag Das verlorene Buch  hat es sich zur Aufgabe gemacht, bisher unentdeckte Manuskripte zu verlegen. Das Nachwort über die Autorin und Übersetzerin, die sich mehrere Pseudonyme zulegte, um zu überleben, ist ebenfalls spannend zu lesen.


Leben verboten!
von Maria Lazar

DVB
380 Seiten
26 Euro

Beitragsfoto: © Benjamin Behre/unsplash

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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