Wiener Melange der offenen Türen

Gemeindebau Reumannhof © Dieter Henkel

Wie der urbane Mix aus Wohnen, Arbeiten und Produzieren das Stadtbild verändert – und zu einer innovativen Koexistenz führt.


Das Gesicht von Wien verändert sich: Neue Wohnformen, innovative Arbeitswelten, Produktion in der Stadt, aber auch die Anpassung an die klimatischen Veränderungen sorgen für einen ständigen optischen Wandel. Bei OPEN HOUSE WIEN öffnen daher heuer 69 unterschiedliche, architektonisch wertvolle Gebäude ihre Tore.

BOKU Türkenwirtgebäude © Dieter Henkel

Vornehme Dame unter Freunden © D.Henkel

Ein Schwimmbad, ein Bauernhof, Tresorräume, aber auch Wohnungen, Häuser, Büros und Bildungseinrichtungen können dieses Jahr in Kurzführungen in Wien und Niederösterreich kostenlos besichtigt werden. Dabei steht die urbane Vielfalt im Mittelpunkt, denn für eine lebendige Stadt sowie für ein harmonisches Zusammenleben ist Vielfalt wichtig. Daher sind bei OPEN HOUSE WIEN heuer besonders viele Baugruppenprojekte dabei. Sie zeichnet aus, dass unter einem Dach nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet und meist gewerkt wird.

Auch entdecken wieder mehr ProduzentInnen die Vorteile der Stadt. Zogen produzierende Betriebe in den letzten Jahren vermehrt nach Niederösterreich, versucht man diese nun wieder in Wien anzusiedeln. ‚Urban Manufacturing‘ und ‚Productive City‘ werden diese Trends genannt.

Sie bedeuten kurze Wege und eine lokale Wertschöpfung. Besucht werden beispielsweise Hut und Stiel, die Schnecken-Manufaktur Gugumuck, Ottakringer, die Essigbrauerei Gegenbauer, die junge Brauerei 100-Blumen-Bier und das Tafelhaus der Wiener Tafel, ein sozialökonomischer Betrieb, der am Großgrünmarkt aus überschüssiger Ware Marmelade und andere Köstlichkeiten zaubert.

Billrothhaus © Dieter Henkel

Angewandte VZA © Nikos Kouklakis

Klassiker für den urbanen Mix sind die Bauten des roten Wien, die schon immer Wohnen mit anderen Funktionen verknüpft haben. „Das perfekte Vorbild für eine resiliente Stadt sind die weltweit einzigartigen Wiener Gemeindebauten, die heuer ihren 100. Geburtstag feiern.

Hier wird nämlich schon immer eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten gelebt, zum Beispiel in Form von kleinen Geschäften und Betrieben, die sich in den Erdgeschossen befinden und die perfekte Ergänzung zum leistbaren Wohnen sind“, weiß Architektin Iris Kaltenegger, Gründerin von OPEN HOUSE WIEN.

Daher gibt es heuer erstmals einen Gemeindebau-Trail, der auf diese speziell Wienerische Form des sozialen Wohnbaus fokussiert. Einen Blick hinter die Kulissen gewähren das Schöpfwerk, der Sigmund-Freud-Hof, die Wohnsiedlung Schmelz (Marschbau), der Sandleiten-Hof, der Reumann-Hof und der Karl-Seitz-Hof.

MIO © Dieter Henkel

Auch Begrünungen liegen derzeit im Trend. Immer mehr Häuser haben begrünte Dächer oder Fassaden, die zu einem positiven, kühlenden Stadtklima beizutragen. Gezeigt werden daher heuer Beispiele für ein grünes Wien: mit der prominenten Grünfassade der MA48 und der begrünten Dachterrasse der Initiative grünstattgrau. An beiden Standorten erfahren BesucherInnen interessante Details zum Thema ‚Gestaltung mit Pflanzen‘ und die Herausforderungen dabei.

„Mit dieser Vielfalt ermöglichen wir einen anderen Blick auf Wien. Und genau das ist das Ziel der Aktion: die Erweiterung des individuellen Blickwinkels sowie die niederschwellige Vermittlung von Wissen über die eigene Stadt, das wir anhand von architektonisch spannenden Gebäuden erzählen. Denn jedes Haus und jeder Raum hat seine eigene, aufregende Geschichte. Und jeder Mensch nimmt diese anders wahr, denn jeder beziehungsweise jede betrachtet diese aus der eigenen, ganz persönlichen Perspektive“, erklärt Ulla Unzeitig, Architektin und Mit-Organisatorin.

OPEN HOUSE WIEN öffnet am 14. und 15. September die Türen von vielen architektonisch spannenden Gebäuden für rund 35.000 BesucherInnen: kostenlos und für alle. Die Veranstaltung ist Teil der weltweiten Initiative OPEN HOUSE WORLDWIDE mit 750.000 BesucherInnen in 42 Städten: von London, wo OPEN HOUSE 1992 gegründet wurde, über Helsinki, Rom, Athen und Tel Aviv bis Brisbane, Chicago, Lagos, Santiago und Macau.

www.openhouse-wien.at

Die Organisatorinnen Ulla Unzeitig & Iris Kaltenegger © Petra Rautenstrauch

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