Meine Schwester, die Serienmörderin

Oyinkan Braithwaites erster Roman hat bereits 2018 die englisch-sprachige Literaturwelt ordentlich erschüttert. Falls ihnen das Cover bekannt vorkommt: vereinzelt war das für den Booker Prize nominierte Werk schon in deutschsprachigen Buchhandlungen zu finden.

Nun liegt die Übersetzung im Verlag Blumenbar vor. Paula Hawkings fand in einem Zitat am Buchrücken den Roman „Fiebrig heiß!“. Damit hat sie nicht unrecht, wie im Fieber liest es sich tatsächlich, zu ungeheuerlich ist die Problemlösung der schönen Ayoola.

Beim Lesen der Geschichte zweier Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, stockt der Atem ein ums andere Mal. Das ist umso erstaunlicher, da die Ich-Erzählerin Korede, die solide Schwester von Ayoola, in kurzen Kapiteln nahezu emotionslos die Ereignisse schildert.

Nicht nur der Wechsel zwischen klimatisierten Räumen und feuchter Hitze treibt der Leserin mitunter Schweißperlen auf die Stirn, auch die Mordlust des wunderschönen Unschuldsengels Ayoola bringt das Blut in Wallung. Die praktisch veranlagte Korede darf von Kind an hinter ihrer kleinen Schwester aufräumen und sie beschützen.

Von Berufs wegen kennt sie sich mit Reinigung und Desinfektion aus und perfektioniert die Spurenbeseitigung der blutigen Konfrontationen von Ayoola, der die Männer zu Füßen liegen. Als sich ein fescher Arzt, Kollege und heimliche Schwarm von Korede, in die mordlüsterne Schwester verliebt, geraten die Dinge außerhalb ihrer Kontrolle und sie beginnt, bei einem Koma-Patienten ihr Herz auszuschütten.

Ein rasanter Streifzug durch das Leben einer nigerianischen Familie, der ganz nebenbei Einblick in die patriarchalen Strukturen der Gesellschaft dieses Landes gibt.


Meine Schwester, die Serienmörderin
von Oyinkan Braithwaite
Verlag Blumenbar, 2020
236Seiten
Euro 20,60

Nini schreibt, fotografiert und bloggt digital.
Mag aber auch analog noch immer.

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