Dunkle Spuren in glänzender Kulisse

Der zweite Nöhrer-Krimi von Christian Schleifer nimmt sich – nach dem Erstling zwischen Sommertheater und Strich – sehr viel vor: lebenslustige Ermittlerin, viel Lokalkolorit und familiäre Verwicklungen bleiben, drei Morde in einer Familie verquickt mit der Aufklärung über die NS-Geschichte des Weinorts Perchtoldsdorf kommen dazu.

Der Versuch (manchmal faktenbasierte) geschichtliche Aufarbeitung mit leichter Krimilektüre zu kreuzen, macht es mitunter schwierig, das Buch zu genießen. Die Protagonisten trinken immer etwas, wenn sie wieder ein arges Detail entschlüsselt haben, aber was machen die LeserInnen ohne Turmbar? Zudem braucht es ein paar arg konstruierte Handlungen, Strategien und Motive, damit sich am Ende alles ausgeht.

Die Ex-Polizistin und Winzerstochter Charlotte schläft gerade ihren Rausch aus, als ihr jemand eine Leiche in den Innenhof legt. Mit ihrer Anwaltsfreundin Andrea stolpert sie in einen NS-Bunker samt Tunnelsystem unter den Weinbergen (dieses ist frei erfunden), erkundet die eigene Familiengeschichte zurück bis 1940, entrollt mehrere Tragödien im Ort und hilft ihrem Cousin Leo beim Ermitteln.

Krimi Nummer drei darf ruhig wieder mörderisch lustig und von der Hassliebe zum Heimatort geprägt sein – aber lieber ohne unüberbrückbare inhaltliche Kontraste.


Perchtoldsdorfer Schweigen
von Christian Schleifer
Emons Verlag
304 Seiten
13,40 Euro


Beitragsbild:  © Sebastian Räuchle/tiefenscharf.at

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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