Ragazzi del Mondo. Nur eine Welt

Szene aus Ragazzi del Mondo, fotografiert von Gerhard Breitwieser

Schlammschlacht der Befindlichkeiten

Nach den entsetzlichen Ereignissen an einer Grazer Schule am 10.6.2025 scheint das neueste Stück des aktionstheater ensemble noch relevanter – und schmerzhafter. Wieder einmal haben Theatermacher Martin Gruber und das aktionstheater ensemble das getan, wofür sie bekannt und geschätzt sind: Montrosiäten, Absurditäten und Widersprüchlichkeiten unserer Gesellschaft offenlegen.

Im aktuellen Stück geht es um Gewalt, Gruppenbildung, (fehlenden) Dialog und (ebenso fehlendes) Miteinander. Waffenbesitz in Österreich wird ebenso verhandelt wie exzessives Online-Shopping und die Frage, wann man eigentlich traurig sein darf – angesichts der Tatsache, dass es ja auch Menschen gibt, die einen Bombenangriff miterleben müssen.

Einige der wirklich großen Themen unserer Zeit also. Wie gewohnt werden sie vom aktionstheater ensemble von der Weltgemeinschaft auf die kleine Gruppe Spielender reduziert: Ausgehend von persönlichen Erfahrungen und Meinungen entspinnen sich zahlreiche aneinandergereihte Schlagabtausche, bei denen nicht selten geschrien wird.

Wie viel Spaß macht der Umgang mit der Schroflinte? Was tut man, wenn am Eingang vom Lidl eine Leiche liegt? Was wäre, wenn „die Nazis“ unter uns einfach auswandern würden? Wohin ist dabei allerdings die Frage – und wer gehört eigentlich zu diesen Nazis? Doch nicht am Ende man selbst?

Die Bühne wird zum Schlachtfeld. Im Laufe des dichten Abends werden die Auseinandersetzungen immer intensiver, die Themen existentieller, aus verbalen Kämpfen und Bündnissen werden körperliche. Der Abend endet in einem Rausch aus lauter Musik, pinkem Lippenstift und Schlamm.


Martin Gruber über das neue Stück:

Die oberste Maxime jeglicher Diplomatie heißt bekanntlich im Dialog zu bleiben. Das Ende des Dialogs bedeutet Krieg. Ob Cyberwar, Wirtschaftskrieg oder, siehe Ukraine oder im Nahen Osten, mit Waffen. Auch Europa rüstet auf. (Was macht das mit uns?)

Sucht man einen simplen Grund dafür, warum es so weit gekommen ist, so landen wir bei der Gier. Die Gier nach Geld, die Gier nach Land, die Gier nach Deutungshoheit, mit auswechselbaren ideologischen oder religiösen Konzepten. Also die Gier nach Macht. Für jene, die meinen keine Macht zu haben scheinen glauben, bleibt die Ohnmacht. Das alles spiegelt sich, sagen wir, auf sehr persönliche Weise auch in unserer neuen Produktion.

Konzept/Inszenierung: Martin Gruber
Text: Martin Gruber und aktionstheater ensemble
Dramaturgie: Martin Ojster
Regieassistenz: Sana Hufsky
Bühne: Valerie Lutz und Martin Platzgumer
Kostüme: Luis Kaindlstorfer
Musik: Andreas Dauböck
Video: Resa Lut


Besetzung: Zeynep Alan, Isabella Jeschke, Thomas Kolle, Kirstin Schwab, Benjamin Vanyek und Musiker:innen des aktionstheater ensemble

Termine: Uraufführung: Mi. 11. Juni 19:30 Uhr, Do. 12. Juni, Fr. 13. Juni, Sa. 14. Juni und
So. 15. Juni jeweils 19:30 Uhr

Weitere Informationen: bregenzerfruehling.comwww.theater-am-werk.ataktionstheater.at 


Im Theater war Linn Ritsch

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