Zarte Bande – starrer Rahmen

Zwei, die nicht zueinander kommen können. Diese Variante einer tragischen Liebesgeschichte wurde schon einige Male erzählt. Sophie Reyer wählt als Protagonistinnen zwei junge Frauen im ländlichen Umfeld.

Die Geschichte spielt vor vielleicht 40 Jahren und verhandelt als Begleitumstände den Status Scheidungskind, Chorgesang und Katholizismus.

Der Titel „Zwei Königskinder“ bezieht sich auf die gleichnamige Ballade, deren Stoff laut Wikipedia schon von Ovid und Musaios bearbeitet wurde.

Es waren zwei Königskinder,
die hatten einander so lieb,
sie konnten beisammen nicht kommen,
das Wasser war viel zu tief.

Prinz und Prinzessin also. Ein schiefes Bild. Schließlich geht es im Buch explizit um die Sehnsucht einer Frau nach einer anderen Frau, die de facto nie ausgelebt wird. Da sich Käthe und Johanna aber aus dem Chor kennen, passt es wohl wieder. Singen in der Kirche und später auch gleichsam verruchter Musical-Unterricht andererseits, verbindet die beiden. Käthe spürt, dass ihre Gefühle über Freundschaft hinausgehen, als „nicht normal“ gelten in ihrem Umfeld.

Sensibel, plausibel und vorsichtig beschreibt Sophie Reyer das wiederkehrende Annähern und Auseinanderweichen der beiden Mädchen, die Störungen und die Leiden der Pubertät. Das miefige Klima im Dorf wird greifbar. Die entrückte Johanna verliert sich immer mehr im wahnhaften Glauben. Käthe kiefelt an der Mutter, die sie mit dem Alkoholiker-Vater allein gelassen hat. Das ist über lange Passagen nachvollziehbar aber insgesamt eine ziemliche Steilvorlage. Tragik pur.


Zwei Königskinder 
von Sophie Reyer

Czernin Verlag
184 Seiten
20 Euro

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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