Große Erwartungen und Enttäuschungen

Dacia Maraini ist eine fixe Größe der italienischen Literaturwelt. Der Folio Verlag hat nun ihren Erstling, den sie mit 17 schrieb, wieder aufgelegt.

Wie sie selbst im Vorwort schreibt, ist es ein raues Buch. Es geht um die vierzehnjährige Anna, die mit ihrem jüngeren Bruder die Sommerferien 1943 bei ihrem Vater und dessen neuer Partnerin am Meer verbringt. Es ist Krieg und im Internat des Nonnenklosters ist es zehn Monate im Jahr karg, kalt und strikt.

Der Sommer und Erwachsene, die mit sich selbst beschäftigt sind, bergen für die Jugendliche Verheißung.

Im Klappentext ist von Sinnlichkeit die Rede – was für ein Euphemismus. Natürlich will Anna etwas über Liebe und Lust erfahren. Sie beobachtet die Frauen und Männer in ihrer Umgebung genau. Sie hat Begegnungen. Es zeigt sich aber viel mehr, dass jeder alte Zausel und jeder Pimpf in dieser zutiefst patriarchalen Zeit glaubt, die junge Frau für seine Zwecke benutzen zu dürfen.

Man kneift gleichsam ständig die Augen zusammen und hofft, dass ihr nix passiert. Rau, gleichzeitig sensibel und präzise.


Tage im August
von Dacia Maraini
folio Verlag
232 Seiten
25,95 Euro

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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