Die europäische Union ist Verheißung und Verwaltungsapparat zugleich. In der Kollision dieser beiden gleichzeitigen Zustände liegt eine ungeheure Komik.
Irgend etwas ist schiefgelaufen, denn die Polizei steht vor dem Leuchtturm, auf der anderen Seite die Palette Dosenraviolo.
Dann spult die Autorin zurück an den Anfang – vier Monate zuvor.
Der erste Arbeitstag von Hanna Fürst, die einen der begehrten Praktikumsplätze in der Europäischen Außenzentrale ergattert hat. Madame Lélan hat sie auf alles vorbereitet: wie lächeln, wie netzwerken, was nicht erwarten, was anziehen.
Hannas "Arbeitsgruppe Zukunft", zu der auch die NGO-Aktivist:innen Lej und Jakov gehören, bekommt die Aufgabe, die friedliche Annäherung von zwei verfeindeten Nachbarstaaten am Rande Europas zu befördern. Ein Leuchtturm am Grenzfluss wird eine Rolle spielen, die Security-Checks für die Arbeit vor Ort (Schnaps mit einem Fischer: definitiv against the rules) und die 3-A-Regel: Achtung, Augenhöhe, Abstand.
Tatendrang ist ein großes Lesevergnügen. Die drei befreundeten High Potentials Hanna, Cécile und Andrej bringen sich in Stellung, um verlängert zu werden. Manchmal schauen ihre Chef:innen im falschen Moment nicht hin und im Putzkammerl lagert der Sekt. Mehr als sinnbildlich fliegen immer wieder Vögel an die Glasbrücken zwischen den Verwaltungsgebäuden. Europa, man muss es einfach lieben – und alle gebotenen Chancen nutzen.
Tatendrang
von Theresia Töglhofer
Residenz Verlag
256 Seiten
25,95 Euro
Beitragsbild: © Heike Steinweg
Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.