Mehr als Leih-Geschwister

Dass in Familien nicht alles gelingt, hat Tolstoi unvergleichlich in einen ersten Satz verpackt.

Aber in Romanform zu verfolgen, wie sie sich durchwursteln, entzweien und verbinden, ist immer wieder lesenswert.

Für etliche amerikanische Familiengeschichten dient ein Sommerhaus in Maine als Kulisse, wie MadameWien durch die zahlreiche Ferienlektüreempfehlung weiß.

Laura Spencer-Ash legt ihre Geschichte komplex, in drei längeren Zeitabschnitten (1940-1945, 1961 und 1960-1965) und transatlantisch an. Da ist die zunächst elfjährige Tochter Beatrix aus London, England, die im Zweiten Weltkrieg zu einer Gastfamilie nach Boston verschickt wird, damit sie ein Kind und in Sicherheit bleiben kann. Da sind die Gregorys in Amerika, Vater, Mutter, zwei Söhne, die sie in ihr Gefüge aufnehmen.

Abwechselnd schildern zunächst die Heranwachsenden und die Elternteile, was das mit ihnen macht. Das Weltgeschehen, die Politik und familiäre Verstrickungen ziehen gleichermaßen die Fäden. Die Fortsetzung kennt junge und ältere Erwachsene, zuletzt sind die ehemaligen Kinder selbst Eltern.

Zeitgeschichte und die passenden Kommunikations-und Transportmittel wie Telefon, Telegramm, Brief oder Schiff spielen eine wichtige Rolle. Die Liebe zu Schach, Bildung und dem Meer zieht sich alle durch die verschiedenen zeitlichen Phasen. Gelungen ist ein Buch, wenn man am Ende noch nicht genug von den Protagonist:innen hat.


Und dahinter das Meer
von Laura Spencer-Ash
Mare Verlag
368
26,50 Euro


Beitragsbild: © sheehan_be

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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