Wenn ein Satz mit den Worten „Wusstest du, dass in Japan...“ beginnt, folgen meist Traditionen, die uns fremd sind. Auch sprachliche Besonderheiten, steile Mode-, Essens- oder Techniktrends sowie ambivalente gesellschaftliche Entwicklungen.
In diesem Sinne: Es gibt weder ein Wort für „vermissen“ noch für „Umarmung“ auf Japanisch, lässt uns Autorin Yukiko Tominaga wissen. Kyoko, die Protagonistin von „Vermissen auf Japanisch“, lebt zwischen den Welten Japan und USA.
Als ihr gemeinsamer Sohn Alex noch keine zwei Jahre alt ist, stirbt ihr Mann unter einem Chevy Impala. Es passiert während Kyokos erstem Aufenthalt mit dem neuen Enkel bei den Eltern in Japan. Wie geht es weiter für sie und wo? Wer wird sich kümmern? Will sie das überhaupt für sich und den Sohn?
Das Buch ist wie eine kleine Sammlung sinnlicher Kurzgeschichten und erzählt Episoden aus dem Leben davor und danach. Es springt nach vorne und zurück, assoziativ um beschreibende Kapiteltitel geschlungen. Wir lesen Geschichten von der Lebenskünstlerin Kyoko mit dem liebenswerten Alex, der japanischen Verwandtschaft, der jüdisch amerikanischen Verwandtschaft (Bubbe is best!) und dem Akupunkteur.
Gegensätze und Gemeinsamkeiten bestimmen das Weiterleben. Kyoko verwirklicht sich einerseits, andererseits hat sie gelernt, dem Kindswohl eigene Bedürfnisse unterzuordnen. Sie verhandelt viel mit sich selbst und wir dürfen daran teilhaben. Ein Culture Clash in Watte und Witz – am besten mit einer Tasse Grüntee.
Vermissen auf Japanisch
von Yukiko Tominaga
Mare Verlag
256 Seiten
25,50 Euro
Beitragsbild: © geargodz/Adobe
Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.
- Astrid Kuffnerhttps://www.madamewien.at/author/astrid/
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