Aufgeladenes Kleidungsstück

Dirndl spalten die Gemüter. Aber warum? Was hat es mit dem Dirndl auf sich, ist es ideologisch oder modisch? Beides, wäre wohl die salomonische Antwort.

Anhand des Dornbirner Textilunternehmens Franz M. Rhomberg, das ab 1832 Stoffe produzierte und ab den 1930-Jahren bei der Bewerbung mit Worten wie „volksecht“ hantierte, wird greifbar, wie ein Kleidungsstück mit Ideologie aufgeladen wurde.

Der Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Dornbirn ist natürlich ein Ziegel: in Farbe, Form und Gewicht. Ein riesiges Textilmusterarchiv, Produktionszahlen, Akten und Werbematerialien wurden gewälzt. Entsprechend spannend und fundiert sind die Analysen und die Aufarbeitung der Geschichte von Tracht vs. Mode in Österreich. So wird etwa die „Erfindung“ verschiedener Dirndl für jede Tallage Vorarlbergs nachgezeichnet: Wer was wann trug (Stichwort Olympiadirndl, Sommerfrische), warum das eine Leibkleid als Phantasiedirndl geziehen wurde, das andere als Original.

Wann rutschten die Säume nach oben und was war der Austrian Look? Auch die Geschichte wichtiger Frauen wie Gertrud Pesendorfer (Trachtenforscherin unterm NS-Regime) und Lisl Thurnher-Weiss (Gestalterin und Grafikerin) wird nachgezeichnet.


Ware Dirndl. Austrian Look von Franz M. Rhomberg
Margarete Zink, Petra Zudrell (Hrsg.)
Residenz Verlag
368 Seiten
29 Euro

Plakat »Österreichisches Ski-National-Team im ›Austrian Look‹«, 1963. Wirtschaftsarchiv Vorarlberg

TIPP:
Im Stadtmuseum Dornbirn ist die Ausstellung WARE DIRNDL vom 2.10. 2021 - 28.8. 2022 zu sehen.

 

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert