Raus aus dem Labor, rein ins Leben

Renée Schröder fotografiert von Stefan Knittel

Name Renée Schroeder, geboren 1953 in Brasilien, studierte Chemie, Beruf Forscherin, wohnt in Wien Innere Stadt.


Sie ist Spitzenforscherin, zweifache Mutter und dreifache Großmutter, Feministin, Atheistin, Autorin, Mentorin – und Wienerin. Seit Beginn ihres Studiums – sie studierte Chemie an der Universität Wien – ist die gebürtige Brasilianerin mit luxemburgischen Wurzeln mit ihrer Lieblingsstadt eng verbunden. Die 63-jährige wohnt im Herzen Wiens und genießt den täglichen Arbeitsweg in das Labor, das sie am Max. F. Perutz-Institut im dritten Bezirk leitet, wann immer das Wetter es zulässt auf dem Fahrrad.

Renée Schroeder hat geschafft, was nicht vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen gelungen ist: Sie hat ihre Forschung für jedermann verständlich gemacht. Mit ansteckender Begeisterung erklärt sie absoluten Naturwissenschafts-Laien, was es mit ihren Molekülen auf sich hat. Neben vielen anderen Auszeichnungen und Ehrungen – sie wurde nicht nur mit dem goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien bedacht, sondern war auch Forscherin des Jahres 2002, ist Trägerin des Wittgenstein-Preises und noch einigen mehr – wurde sie für ihre gut verständliche Art der Wissenschafts­kommunikation geehrt. Auch ihre drei populär­wissenschaftlichen Bücher, die sie in den letzten Jahren veröffentlichte, zeugen von ihrem Wunsch, die Wissenschaft aus dem Labor zu befreien und für jeden und jede zugänglich zu machen.

Auch plädiert sie dafür, die wissenschaftlichen Disziplinen nicht so stark zu trennen. Die „großen Fragen“, denen sich die Menschheit zu stellen hat, so Renée Schroeder, seien nur mit dem Zusammenschluss von Geistes- und Naturwissenschaft zu lösen.
Renée Schroeder ist eine Frau der klaren Ansichten und deutlichen Worte. So trat sie, als zweite Frau, die dort überhaupt je Aufnahme fand, wieder aus der Akademie der Wissenschaften aus. Es waren ihr in der altehrwürdigen Vereinigung einfach zu viele alte Männer mit verstaubten Ansichten am Werk.

Wie hat es dich nach Wien verschlagen? Ich kam hierher, um zu studieren. Meine Familie war zuvor aus Brasilien, wo ich geboren wurde, nach Bruck an der Mur gezogen, wo ich die Matura machte.

Was machst du in Wien genau? Ich forsche und unterrichte.

Für was kannst du dich in Wien besonders begeistern? Das Leben! In Wien zu leben hat ganz besondere Qualität: Die Infrastruktur, die vielen Schwimmmöglichkeiten im Freien, die Kaffeehäuser, die Musik, die Praterhauptallee, die Donauinsel, die Eisläden, Esslokale, Museen, etc. 

Wo verbringst du deine Freizeit bzw. dein Wochenende? Ich bin gerne zu Hause in meiner Wohnung im ersten Bezirk, verbringe aber auch gerne Zeit im Kaffeehaus. Außerdem gehe ich regelmäßig ins Schwimmbad. Wann immer es meine Zeit erlaubt, verbringe ich Zeit auf der Postalm (Salzburg). Dort habe ich zusammen mit meinen Söhnen einen Bauernhof gekauft, den verfallenen Hof abgetragen und neu gebaut. Ich habe sogar die Bäuerinnenschule besucht und eine Prüfung gemacht, um das Land bewirtschaften zu können. Wenn ich in Pension bin, werde ich dort wohnen. Trotzdem werde ich aber viel Zeit in Wien verbringen.

Was liest du aktuell? Michael Köhlmeiers „Das Mädchen mit dem Fingerhut“.

Welches Theaterstück hast du zuletzt gesehen? „Niemandsland“ im Volkstheater, ein Stück über Traumatisierung durch Krieg.

Für welchen Verein schlägt dein Herz? Ich bin Mentorin und Vorsitzende des IWF Austria, des International Womens Forum (www.iwf-austria.org). Wir sind ein Netzwerk von Frauen, die im Berufsleben stehen, meist Führungspositionen haben, die anderen Frauen helfen, ihre Ziele zu erreichen. Für Frauen, die anderen Frauen helfen, schlägt mein Herz!

Hast du ein Lieblingslokal in Wien? Welches? Und warum? Ich liebe das Café Korb. Es ist mehr als ein Kaffeehaus, für mich ist es ein Ort zum Wohlfühlen, lesen und tratschen. Im Keller des Cafés finden immer wieder spannende Kulturveranstaltungen statt.

Wien schmeckt nach … Schokolade!

Was isst du am liebsten in Wien? Marillenknödel.

Gibt es Plätze oder Orte in der Stadt, die dich inspirieren? Ich liebe die Wiener Museen. Es gibt so viele davon mit einem so vielfältigen Angebot. Das ist für mich immer wieder aufs Neue inspirierend.

 

Stefan besitzt keinen Blitz, dafür hat er den Blick fürs Wesentliche. Meistens fotografiert der Wiener Fotograf Menschen, die etwas zu erzählen haben. Er liebt Tageslicht, Fahrradfahren und den Wienerwald.

Tags from the story
,
0 replies on “Raus aus dem Labor, rein ins Leben”