Name Daniela Leitner, geboren 1988 in Wiener Neustadt, aufgewachsen in Wiesmath (NÖ). Wohnt in Wien Wieden und arbeitet derzeit als Designerin für Animation und Werbeproduktion
Rund eine Stunde von Wien, inmitten der Buckligen Welt, wuchs Daniela Leitner im Örtchen Wiesmath „am Ende der Straße“ auf. Der Schulweg an die Graphische im 14. Bezirk war weit und so durfte sie bereits mit 14 Jahren ins Internat nach Wien ziehen. Mit der Stadt verbindet sie seit jeher eine innige Hassliebe. Sie findet Wien lebenswert und kann hier ihre Kreativität voll ausleben, dennoch hat sie immer wieder große Sehnsucht nach dem Leben auf dem Land.
Nach der Matura zog es sie an die Angewandte, wo sie in der Lürzerklasse aufgenommen wurde und, intensiver als zuvor an der Graphischen, konzeptuell arbeiten konnte. Später übernahm die von Lürzer gegründete Klasse Matthias Spaetgens (Scholz & Friends). Er war es dann auch, der ihre eher ungewöhnliche Themenwahl für die Diplomarbeit unterstützte.
Die Arbeit daran zog sich dann länger als geplant, die Studentin hatte sich nämlich in den Kopf gesetzt, einen aufwendigen Animationskurzfilm zu machen. „Ich war, was meine Skills betraf, schon länger im sicheren Hafen und wollte etwas Neues ausprobieren. Die Idee für den Animationskurzfilm NACHSAISON entstand im Rahmen meiner Diplomarbeit.
Es war meine Intention, meinen künstlerischen Horizont zu erweitern und eine Geschichte zu erzählen, mit der sich Menschen identifizieren können. Schwindende Zuneigung in Langzeitbeziehungen ist ein weit verbreitetes Phänomen. Ich habe sie thematisiert aber gleichzeitig eine humorvolle, heitere Handlung geschaffen, in der Verlorenes wiedergefunden werden kann.
Die Geschichte konnte Animatoren, Musiker und Kollegen davon überzeugen, sich dem Abenteuer anzuschließen. Ein limitiertes Budget und ein semiprofessionelles Umfeld hat uns nicht eingeschränkt, sondern vielmehr zu unkonventionellen Lösungen und besonderen Design-Entscheidungen geführt. Rückblickend war es dieses Kurzfilmprojekt, das mir geholfen hat, meine künstlerischen Ambitionen zu definieren und meine Karriere in visueller Produktion zu starten. Ich bin allen sehr dankbar, die zu dem Film beigetragen haben“, erzählt Daniela Leitner.
Der Film gewann bei seiner Weltpremiere den „Best European Independent Animated Film 2017 Award“ und auch sonst gab es einige Preise. „Manche meiner ‚helping hands‘ konnte ich so auf die verschiedenen Festivals schicken, z.B. nach Shanghai, und ihre Mithilfe mit einer Reise ‚entlohnen‘ “, erzählt die Regisseurin bescheiden.
Nach dem Film kamen rasch die Aufträge. Für Mont Blanc zum Beispiel gestaltete sie mit dem Animationsstudio Salon Alpin Werbefilme. Über viele Monate entstanden so Werbeprojekte, die international honoriert wurden.
Mit dem Werkstoff Papier arbeitet Daniela Leitner, die sich selbst nicht als Künstlerin sieht, besonders gerne. Es ist billig und willig und hat eine grundeigene Eleganz. Den Kontrast, aus zweidimensionalen Papierflächen dreidimensionale Designs zu entwickeln, findet sie besonders spannend. Sie versuchte, das Beste aus beiden Welten – digitale Effizient und analogen Charme – zum bestmöglichen Endresultat zu kombinieren.
Allein im Atelier vor sich hin zu werken, ist für die Designerin nur bedingt gut. Sie arbeitet lieber im Team, hat im kreativen Prozess gerne Menschen um sich. So entstand im Auftrag der Ars Electronica in Zusammenarbeit mit Sandra Reichl ein Diorama in der Auslage des altehrwürdigen Hotel-Café Sacher, ein echter Eyecatcher und Anziehungspunkt für die vielen hundert Kaffeehausbesucher jeden Tag.
Besonders tagesaktuell und aufregend ist ihre überlebensgroße Büste von US-Präsident Donald Trump, die als Auftragswerk für die deutsche Tageszeitung Der Tagesspiegel entstand. Auch hier arbeitete sie nach dem Konzept: Learing by doing und machte erstmals Bekanntschaft mit einem Schweißgerät. Zu sehen ist das in einem der Making of-Filme, die immer wichtige Aspekte im Entstehungsprozess ihrer Arbeiten sind.
Welche Projekte die Zukunft bringen wird? Die Netzwerkerin schmunzelt und will noch nicht allzu viel über ‚ungelegte Eier‘ sprechen. Produktdesign wäre aber etwas, das sie reizt, wo sie sich in Zukunft sehen kann.
Hast du einen Lieblingsort in Wien? Etwas außerhalb, zwischen Wien und Klosterneuburg, gibt es einen wunderschönen Ort, den ich nicht mehr finden kann. Ich suche immer wieder danach und fahre mit dem Fahrrad in die Gegend. Es war kein Traum, denn ich bin damals mit Gelsenstichen heimgekommen, ich werde ihn wiederfinden (lacht).
Wo ist Wien besonders ästhetisch und schön (anzusehen)? Von weit weg (Fernblick vom Wienerwald) oder ganz im Detail (die Stuckelemente, Türmchen und Fassaden) finde ich an Wien am schönsten.
Was läuft auf deiner Playlist? Wenn ich konzentriert arbeite, gibt es keine Musik. Wenn ich mich nicht allzu sehr konzentrieren muss, höre ich eher etwas Ruhigeres, oft nur instrumental oder klassische Musik. Nach dem Mittagessen brauche ich Schnelleres, da tanz ich dann schon mal an meinem Stehpult.
Wo isst du gerne in Wien? Ich habe vor kurzem eine köstliche Pizzeria namens Randale im ehemaligen Transporter-Club in der Kettenbrückengasse 1 entdeckt. Nicht weit von meinem Atelier.
Was isst du gerne in Wien ? Kommt auf die Saison an, Sauerkraut ist aber ein Evergreeen.
Nach was schmeckt Wien? Vermutlich eher pikant.
Wohin gehst du auf einen Absacker? Derzeit ins Werkzeug H mit den vielen Sofas und Outdoor-Sitzmöglichkeiten.
Hast du einen Lesetipp für uns? Ich höre immer öfter Hörbücher. Derzeit gerade History on Fire von Daniele Bonelli, ein italienischer Geschichtsprofessor, der sehr anschaulich und spannend durch die Zeiten führt.
Wo kaufst du gerne ein? Im Kleiderzimmer auf der Margaretenstraße oder auch bei Sight in der Kirchengasse schaue ich immer wieder vorbei.
Hast du einen Lieblingsfilm Nicht wirklich, aber Forrest Gump findet sich immer wieder in der engeren Auswahl, wenn es darum geht, sich für einen Film zu entscheiden.
Was möchtest du Wien ausrichten? Du bist wunderschön, jedoch hindert mich die allgegenwärtige Gefahr von „Hundebächlein“, mich in deinen lieblichen Details zu verlieren.
Der Kurzfilm ist ist erhältlich bei SIXPACKFILM.
Kurzfilm NACHSAISON
Nini schreibt, fotografiert und bloggt digital.
Mag aber auch analog noch immer.