Name: Isabel Mischka, geboren 1996 in Korneuburg, aufgewachsen im Burgenland, lebt und arbeitet als botanische Künstlerin und Illustratorin in Wien Josefstadt.
Die Liebe zur Darstellung der Pflanzen fand Isabel Mischka erst nach einigen Umwegen. Die führten sie über eine HTL zur Kunstschule Wien, danach interessierte sie die landwirtschaftliche Fachschule mit Spezialisierung auf Pferdewirtschaft. Was wirklich ihre Leidenschaft ist, weiß sie, seit sie vor knapp drei Jahren ihr Studium in Edinburgh begonnen hat.
Unser Interview findet kurz vor ihrem Abschluss am Royal Botanic Garden statt. Zwischen ihren arbeitsintensiven Phasen treffen wir die junge Künstlerin an einem verregneten Julitag im Palmenhaus in Schönbrunn.
In ihrer Diplomarbeit befasst sich Isabel mit der Pflanzenfamilie der Kürbisgewächse. Zwei- bis vierhundert Stunden verbringt sie mit der exakten Darstellung eines Motivs. Für die finale Arbeit hat sie sich Wasser- und Zuckermelone, Kiwano, steirischen Ölkürbis und einen Hokkaido ausgesucht.
Besonders interessiert sich die Preisträgerin des Jugendkulturpreis des Landes Burgenland für die Darstellung alter Obstsorten und Kulturpflanzen, in denen sie viel verborgene Schönheit sieht. Ihre Liebe gehört dem auf den ersten Blick unscheinbaren Detail, daher zielt sie in erster Linie nicht auf dekorative Blumen und Pflanzen ab. Viel lieber kümmert sie sich darum, Mauerblümchen vor den Vorhang zu holen.
Sie selbst bezeichnet sich als introvertiert, was das oft einsame Arbeiten am Zeichentisch für sie leicht macht. Austausch im kleinen Kreis ist ihr dennoch wichtig, in großen Menschenmengen fühlt sie sich nicht sehr wohl, wie sie schildert. Viel lieber sind ihr Treffen und Gespräche mit wenigen Leuten im kleinen Rahmen.
Die recht überschaubare Community der botanischen Illustratoren bezeichnet die Künstlerin länderübergreifend als hilfsbereit und wertschätzend, besonders hebt sie hier die britischen KollegInnen hervor. Aber auch hierzulande gebe es „erstaunlicherweise eine gar nicht so kleine Zahl an botanischen Illustratoren“. Den Tipp, sich im schottischen Edinburgh einzuschreiben, hatte sie von Margareta Pertl, der Gründerin der „Wiener Schule der botanischen Illustration“ bekommen.
Während des dreijährigen Fernstudiums am Royal Botanic Garden werden die Studenten online betreut und erhalten von den Lehrkräften laufend Feedback. Komposition, Aussagekraft und vor allem die Korrektheit der botanischen Darstellung werden immer wieder exakt bewertet und analysiert. Das passiert auch in enger Zusammenarbeit mit gelernten BotanikerInnen, welche die Darstellungen nicht ästhetisch, sondern rein funktional beurteilen.
Die Pflanzen stehen im optimalen Fall lebend Modell, dennoch wird nach dem ersten Skizzieren die Kamera gezückt. „Ich fotografiere alles bis ins kleinste Detail, bis zum kleinsten Pollenklößchen, um sicher zu gehen und alles richtig zu sehen“, schildert Isabel Mischka ihre Arbeitsweise.
Sie sieht sich lieber als botanische Künstlerin, da sie gerne großformatig arbeitet. Botanische Kunst sei zwar korrekt und detailgenau, aber ein wenig Emotion dürfe mit eingearbeitet werden, erklärt sie. Botanische Illustration hingegen erlaubt keinen Spielraum, hier geht es streng nach Vorlage, das wissenschaftliche Interesse steht stets im Vordergrund der Darstellung.
Durch das Internet sind die Auftraggeber international. Instagram trägt dazu bei, dass ihre Abonnenten auf der ganzen Welt den Like-Button drücken, wenn sie neue Arbeiten online stellt. So kam es kürzlich etwa zu einer Package-Illustration für einen australischen Kunden. Gerne arbeitet sie auch für heimische Firmen, die etwa lokale Obst –, Gemüse- und Blumenzüchtungen betreiben.
Wo arbeitest du am liebsten? Eigentlich zu Hause an meinem Zeichentisch, da habe ich immer dieselben Bedingungen, vor allem was das Licht betrifft. Ich bin glücklich, wenn ich in meinen eigenen vier Wänden in Ruhe arbeiten kann. Aber ich gehe auch gerne ins wundervolle Palmenhaus in Schönbrunn und in den Botanischen Garten, um zu skizzieren. Prof. Michael Kiehn schätzt die botanischen Künstler sehr, daher ist das Arbeiten dort besonders angenehm.
Wo bist du sonst noch gerne in Wien? An der Donau. Und in der Lobau, die finde ich ganz traumhaft, denn dort gibt es wunderschöne Orchideen. Der 8. Bezirk ist super zum Wohnen, im Umkreis von ein paar Metern haben wir alles, was wir brauchen.
Wo ist Wien am grünsten? Auf der Donauinsel, die Kastanienalleen im Prater finde ich auch wunderschön.
Wohin gehst du gerne essen? Vietnamesisch, ins TATA,
Deine Wochenenden verbringst du wo? Wir haben gerade ein kleines Haus im Südburgenland gekauft, da planen wir den Garten mit „charmanten“ Nutzpflanzen zu bepflanzen, die ich dann alle malen werde!
Wie nutzt du das kulturelle Angebot in Wien? Das NHM ist der Wahnsinn für mich. Die Insektensammlung dort fasziniert mich sehr. Und ich mag Kunstmärkte. Da stelle ich öfter selbst aus, zuletzt am Mondscheinbazar.
Was läuft auf deiner Playlist? Derzeit oft Radical Face oder Angus & Julia Stone. Mein Freund ist Mitglied der Metalcore Band Dedications, da bin ich manchmal mit bei den Konzerten. Aber eigentlich hab ich es lieber nicht ganz so laut und hart. Da bin ich eher zur seelischen Unterstützung mit.
Wohin gehst du gerne shoppen? Eigentlich am liebsten zum Gerstaecker oder zum Boesner.
Wenn ich mich belohnen will, kauf ich mir einen neuen tollen Pinsel oder so … (lacht).
Was liest du gerne? Ich mag Stephen King, das ist der krasse Gegensatz zu meinem ruhigen Leben. Und ich höre gerne True Crime Podcasts, oft auch beim Arbeiten. Da gibt es eine riesige Auswahl an spannenden Sachen. Zugegeben, das konterkariert ein wenig meine friedlichen Motive.
Was ist deine Lieblingsgericht? Ich mag umami, also sehr gerne asiatische Küche. Germknödel und Buchteln sind meine liebsten heimischen Gerichte. Zuhause würde ich sie aber nicht kochen, das wäre mir viel zu viel Arbeit.
Wie schmeckt Wien für dich? Intensiv und erfrischend sauer. Ich will immer nur ein wenig nippen daran. Und jedesmal schmeckt es etwas anders.
Was willst du Wien ausrichten? Wien ist eine wunderschöne Stadt. Vieles ist ganz toll hier. Die Leute sollen weiterhin aufeinander schauen und nicht egoistisch werden. Wir müssen Fremden gegenüber aufgeschlossen bleiben, Empathie zeigen. Behalte dein großes Herz, Wien!
Nini schreibt, fotografiert und bloggt digital.
Mag aber auch analog noch immer.