Das neue Buch von Florian Schwinn heißt „Die Klimakuh. Von der Umweltsünderin zur Weltenretterin“. Es beginnt mit Bildern, wie sie Ferdinand Georg Waldmüller gemalt hat und ein Gedicht von Annette Droste-Hülshoff beschreibt.
Wer das dröge findet, unterschätzt die tiefsitzende Wirkung der Idealvorstellungen von Landschaften, die in bukolischen Bildern und komponierten Pastoralen, festgehalten wurden.
Sie wirken bis heute nach. Es gibt sie aber nur, wenn Tiere etwas dafür tun. Sonst steht in Österreich meist irgendwann ein Wald.
Florian Schwinn besucht verschiedene deutsche Naturschutzprojekte und Rinderbetriebe, die mit ihrem Handeln belegen, dass Weiden für Artenvielfalt und Landschaftsschutz besser sind, als (selten) gemähte Wiesen und geschützte Pflanzen einzäunen. Viele Menschen aus der Praxis kommen zu Wort und machen klar, dass man nicht einfach zurück zur Natur kann, sondern so einen Betrieb durchdacht managen und sich vor allem in der Anzahl der gehaltenen Tiere beschränken muss. Dann können Kühe ganz schön geländegängig sein, auch nachts weiden, ihr Fladen sind für viele Arten kein Ärgernis, aber der Kontakt mit Menschen und Hunden muss geführt werden.
Im weiteren Verlauf entlarvt Schwinn das Märchen von der pupsenden und rülpsenden Wiederkäuerin, dem Klimakiller auf vier Beinen. Es ist ein Faktum, dass Kühe Pflanzen fressen, die Menschen nicht direkt essen können, und diese zu Milch und Fleisch umwandeln. Erst wenn sie auf Milchleistung getrimmt werden, viel Kraftfutter* bekommen (*extra angebaut und zum Teil essbar), wird es problematisch. Gezielten Messungen zufolge nicht so sehr mit dem Treibhausgas Methan, jedenfalls aber mit massivem Medikamenteneinsatz und einem kurzen qualvollen Leben.
Konzepte wie die Waldweide, Kühe mit Hörnern und der Einsatz von bewaffneten Hirten werden im Buch erneut auf ihre Tauglichkeit geprüft. Schafe, Wildpferde, Ziegen, Esel und Wölfe in ein Gesamtbild von Lösungsvorschlägen einbezogen. Die alleine seligmachende Lösung gibt es nicht. Es ist kompliziert. Viele kommerzielle Interessen und Bürokratie stehen Beweidungskonzepten (noch) entgegen. Aber vieles wäre machbar.
Die Klimakuh. Von der Umweltsünderin zur Weltenretterin
von Florian Schwinn
Westend Verlag/pronatur
255 Seiten
25,50 Euro
Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.