Zwischen Milchwirtschaft, Manie und Depression

Debbie White wächst etwas außerhalb von Dublin bei ihrem Onkel Billy und ihrer Mutter Maeve auf. Die Familienverhältnisse sind – gelinde gesagt – schwierig. Der Onkel trinkt zuviel, die Mutter schläft sehr viel und deutet hauptsächlich ihre Träume. Ihren Vater kennt sie nicht. Wir steigen in Debbies Leben ein, als die junge und jungfräuliche „Landpomeranze“ den Schritt an die Uni in der Hauptstadt wagt.

Sie ist verunsichert, ob dieses Leben zu ihr passt. Ob sie in den Zirkel der Studierenden passt. Ob sie genug weiß und kennt, genug hat, ob sie abliefert, wie es gehört, aus dem richtigen „Stall“ kommt.

Ihr Studierendenleben zwischen Seminararbeiten schreiben, Geldsorgen, einspringen und Kühe melken, eigenen Alkoholexzessen und dem Verdacht, dass sich die mentalen Probleme der Mutter auch in ihr manifestieren könnten, nimmt seinen Lauf. Welche familiären Wurzeln kann sie kappen, um hinein zu passen? Geht das überhaupt? Und auf welche will sie sich weiter berufen? In ihrem ersten Roman Snowflake  beschreibt Louise Nealon (Jahrgang 1991) die Lebenswelt einer jungen Frau ohne viel Aufhebens.

Die strahlende Xanthe hat bei näherer Betrachtung auch ein paar ernsthafte Probleme. Wir sind als Leser:innen berührend nahe dran. MadameWien war recht froh, dass die Klavierlehrerin noch andere Talente hat und sie auch anbietet. Am Ende findet Debbie – ohne verkitschten Happy End Pathos – Halt und Anerkennung – denn dafür ist die Familie auch da.


Snowflake
von Louise Nealon
mare Verlag
352 Seiten
24,70 Euro


 

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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