THIS SIDE OF PARADISE

"Astronaut". Hotel Topkapi Palace, Türkei 2006. © Reiner Riedler

Der Fotograf Reiner Riedler zeigt Arbeiten aus den vergangenen 30  Jahren

Reiner Riedler zählt zu den international erfolgreichsten zeitgenössischen Fotografen Österreichs. Im Fotomuseum WestLicht widmet man dem „Chronisten der Sehnsüchte“ nun erstmals eine umfassende Werkschau. Ein Animateur im zerschlissenen, mit Schweißflecken übersäten Superman-Kostüm, der reiche, im Pool badende Russinnen unterhält. Ein uniformiertes Erschießungskommando, das zahlenden Tourist*innen den Schauer des letzten Moments auf Erden näherbringen soll. Oder Badegäste, die sich vor dem künstlichen Himmel einer Berliner Indoorwelt der Illusion vom „Urlaub in den Tropen“ hingeben.

Schon lange setzt sich Reiner Riedler mit dem zutiefst menschlichen Streben nach Glück auseinander.  Dafür sucht er bevorzugt Orte auf, die zumindest eine kurzfristige Möglichkeit zur Flucht aus dem Alltag versprechen: künstliche Freizeitwelten, die er in seiner viel beachteten Serie Fake Holidays entlarvend dokumentiert hat, einen mitten in einer postsozialistischen Plattenbautristesse Station machenden Russian Circus, die Pleasure Gardens der Swinger- und Fetischclubszene oder die in seiner jüngsten Serie End of the Night beleuchteten, pandemiebedingt stillgelegten Musikclubs und Tanzcafés.

Horizon 1, Tropical Islands, Deutschland 2007. © R. Riedler

Für die bislang unveröffentlichte Serie "This Side of Paradise" porträtierte Riedler mehr als 20 Jahren lang Menschen, die sich auf alibi-traditionellen Krampus-Umzügen, Bier-Wiesenfesten oder  Erotikmessen den exzessiven Auswüchsen der modernen Eventkultur hingeben. „Was die Menschen treibt, ist ein unstillbares Verlangen, alles und immer mehr zu konsumieren, um dem beschwerlichen Alltag entfliehen und sich zumindest für kurze Momente im Paradies wähnen zu dürfen“, so Riedler über seine Erfahrungen. „Letztlich muss dieser Eskapismus aber – wie der Ausstellungstitel suggeriert – immer erfolglos bleiben.“

Mit seiner in der klassischen Dokumentarfotografie verankerten und grundsätzlich seriell angelegten Fotografie zählt  Reiner Riedler zu den erfolgreichsten zeitgenössischen Fotografen Österreichs.   Einzelne Serien wurden bereits im Pariser Centre Pompidou oder am TIFF in Toronto ausgestellt. WestLicht präsentiert nun erstmals eine umfassende Werkschau, die einen breiten Bogen über sein mehr als 30-jähriges Schaffen spannt. Schon in den frühen Arbeiten ist Riedlers Gespür für einfühlsame Porträts sichtbar. Wie etwa die bis Ende der 1990er-Jahre noch in Schwarzweiß gehaltenen Momentaufnahmen aus den Serien Obdachlose, Albanien oder Ukraine zeigen, schafft er es, Menschen auch in prekären Situationen abzulichten, ohne sie dabei je bloßzustellen.

Minsk World, Shenzhen China, 2008. © Reiner Riedler

Riedlers Arbeiten wurden weltweit auf zahlreichen Fotofestivals und vielfach in Ausstellungen präsentiert, etwa im Centre Pompidou/ Paris, in der Kunsthalle Schirn/ Frankfurt, im Josephinum/ Wien, im Stadthaus Ulm, in der Deutschen Kinemathek/ Berlin oder am TIFF/ Toronto. Sein Werk wurde mit Preisen wie etwa dem La Fábrica Photobook Award, dem Prix L’honneur Levallois, dem Spezialpreis des Bayerischen Hospiz oder dem Kaunas Grand Prix ausgezeichnet.

Reiner Riedler lebt und arbeitet in Wien.
photography.at


REINER RIEDLER. THIS SIDE OF PARADISE

FOTOGRAFIEN 1992 – 2022
04.03. – 15.05.2022
ÖFFNUNGSZEITEN
Di, Mi, Fr 14–19 Uhr
Do 14–21 Uhr
Sa, So 11–19 Uhr
Mo geschlossen


WestLicht. Schauplatz für Fotografie
Westbahnstraße 40
A-1070 Wien
T +43 (0)1 522 66 36 60
westlicht.com

Bunte Glühbirnen im Camera Club, 1. Lockdown 2020. © Reiner Riedler

Nini schreibt, fotografiert und bloggt digital.
Mag aber auch analog noch immer.

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