Brennen!, Nur darauf kommt es an

Interessiert man sich für österreichische Fotografie-Geschichte, wird man an Ernst Hartmann (1907-1983) nicht vorbei kommen.

Als Fotograf und Lehrer eröffnete er an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt ab 1946 einer ganzen Generation angehender junger FotografInnen neue Perspektiven.

Hartmann war ein unkonventioneller Lehrer in jeder Hinsicht und ermutigte seine SchülerInnen zu eigenständigen Sichtweisen. Seiner Meinung nach hatte ein guter Fotograf sein Handwerk nicht nur technisch zu beherrschen, er sollte sich auch mit Philosophie, Literatur, Malerei, Architektur und Musik befassen. Besonders die Zwölftonmusik hatte es ihm angetan, einer seiner engsten Freunde war der Komponisten Josef Matthias Hauer. Wen Hartmann mochte oder interessant fand, wurde in sein Haus in der Fürstenstraße in Mödling eingeladen. Die Adresse war bekannt für anregende Salons mit Zwölftonspiel, Lesungen, Ausstellungen und Diskurse. Einige seiner SchülerInnen erinnern sich in kurzen, persönlichen Texten lebhaft daran, unter ihnen etwa Julian Schutting, Friedl Kubelka oder Margot Pilz.

Die Herausgeberin, die Fotografin Heidi Harsiber, rückt Ernst Hartmann als bedeutenden Repräsentanten der österreichischen Fotografiegeschichte ins Licht der Gegenwart, den „Anwalt der Avantgarde, Willensmenschen, expressionistischen Kreativen“. (Maren Grönig in der Einleitung.)

„brennen!, nur darauf kommt es an
nicht auf ereignisse warten, sie selber schaffen!
eine linie wird einem nicht geschenkt –
sie muss erst gezogen werden“
Ernst Hartmann

 


brennen!, nur darauf kommt es an
Ernst Hartmann 1907-1983
Herausgegeben von Heidi Harsieber
Schlebrügge.Editor 11/2020
200 Seiten
28 Euro

Hartmann mit Rolleiflex, 1944 © anonym

Fritz Wotruba 1947, © E. Hartmann

Kontaktabzug Rochowanski 1952, © Hartmann

Totenbildnis Franz Čižek

Nini schreibt, fotografiert und bloggt digital.
Mag aber auch analog noch immer.

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