Versteckte Liebe

Der ORF - Redakteur Jürgen Pettinger macht sich mit seinen Romanen verdient um die späte Anerkennung von homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus.

Ihre Anerkennung erfolgte – wenn überhaupt – erst spät, da die Stigmatisierung anhielt. Gleichgeschlechtliche Liebe blieb in Österreich über das NS-Regime hinaus Jahrzehnte verboten und bestraft.

Nach dem Buch über Franz Doms (Franz – schwul unterm Hakenkreuz), legt er eines über die Volkstheater-Schauspielerin Dorothea Neff (1903-1986) vor.

Die queere Heldin versteckte ab 1940 ihre jüdische Lebensgefährtin in ihrer Wohnung in der Wiener Innenstadt. Später wurde ihr der Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“ verliehen. Ihre Freundin Lilli Wolf, gefeierte Designerin und Kostümbildnerin, wurde von den Nazis von einem Tag auf den anderen zum Untermenschen degradiert. Von wem kann man verlangen, das eigene Leben zu riskieren?

Der Autor hat Schriften und von ihm entdeckte Tonaufnahmen studiert und vermeidet konsequent die Kitschfalle heimlicher Liebe. Er beschreibt stattdessen das unwahrscheinliche Zusammenspiel etlicher Zufälle, das robuste Nervenkostüm, die unmöglichen Situationen und prekären Momente, wie diese Beziehung zur Last wird und dennoch trägt. Wem konnte man vertrauen, was essen, wie verhalten, wie organisieren, was riskieren, wie die Nerven behalten, wann Privilegien und Beziehungen spielen lassen?

Er zeigt Frauen, die Stärke zeigen. Die Schauplätze sind Wiener:innen wohl bekannt: die Annagasse, das Volkstheater, der Morzinplatz. Nebenbei erfahren wir auch, welche Rolle dabei ein berühmter Mann der Nachkriegsgeschichte spielte: Psychiater und Suizidforscher Erwin Ringel, der viele Jahre die Österreichische Seele erklärte.


Dorothea - Queere Heldin unterm Hakenkreuz
von Jürgen Pettinger
Kremayr & Scheriau
192 Seiten
24,95 Euro


Beitragsbild: © Mandfred Weis

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