Hinter Gittern: Von der Furie zum Individuum

An Anna Badora erinnern sich viele vielleicht noch als Wiener Volkstheater Intendantin. Nun hat die Regisseurin ihre Erfahrung mit Inszenierungen für ein Buch mit Biografien von weiblichen Strafgefangenen in Österreich und Deutschland genutzt.

Diese Frauen sitzen lange ein, weil sie das eigene Kind oder den Partner getötet oder viel Geld veruntreut haben.

Aber als Autorin übertreibt oder erfindet Badora nichts, sondern bringt Lebensfetzen in Sinnzusammenhänge, um zu wesentlichen biografischen Knackpunkten zu kommen.

Je spektakulärer das Verbrechen, desto Schlagzeile. Aber wer steht dahinter und wie konnte es dazu kommen? In diesem Buch ist dafür mehr Platz, als in einer reißerischen Überschrift. Wie finden sich die Frauen in Haft zurecht, wie beurteilen sie ihre Tat, wie bleiben oder werden sie heil, schmieden Pläne und machen eine Ausbildung für das Danach? Wie geht resozialisieren? Neben der Strafe ist das schließlich der Zweck von Haft.

Davon erzählen die Frauen selbst und Anna Badora formt ihre Stimmen zu einem gut lesbaren Werk. Ergänzt werden die Gespräche mit Expert:innen-Kommentaren. Ungeheuer berührender Einblick in einen ausgeblendeten Ort.


Vom Stürzen und Wiederaufstehen. Geständnisse aus dem Frauengefängnis
von Anna Badora
Ueberreuter Verlag
220 Seiten
25,95 Euro


Beitragsbild: KI generiert von  Rawf8/Adobestock

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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