Jeder Mensch braucht eine Herde

Rachel Elliott 2018

Rachel Elliott ist Spezialistin für Familiengeschichten und -schicksale der besonderen Art (siehe auch hier).

Versehrte Charaktere, schrullige Menschen, liebenswerte Nebenpersonen und echte Ekelpakete – sie alle verschränkt die Autorin in ihrem aktuellen Werk „Flamingo“ wieder mit leichter Hand und in wunderschöner Sprache.

Die Schicksale der Familien Marsh und Berry werden verwoben zwischen der Gegenwart 2018 und kunstvollen Rückblenden bis 1978, nie bleibt auch nur ein kleines Fädchen unvernäht.

Da ist Eve, Teenagermutter und talentierte Näherin, mit Hang zum Davonlaufen und einem eigenen Wort für jede Gruppe von Vögeln und ihr kleiner Sohn Daniel. Da sind Leslie und Sherry Marsh, gegensätzlich, aber geübt darin, verheiratet zu sein, mit ihren Töchtern Rae und Pauline. Sie freunden sich über den Gartenzaun hinweg mit dem Duo an. Bald fällt der Zaun um und dann fallen die auch die menschlichen Barrieren. Bis Eve wieder blind einen Pin in die Landkarte steckt, alles verkauft und mit ihrem Sohn abhaut.

Mehr als drei Jahrzehnte später taucht Sohn Daniel, obdachlos, hoffnungslos, frisch getrennt und im Streit mit seiner Mutter wieder in Abigail Gardens 4 auf. Wunden dürfen heilen und auch die drei Flamingos kehren zurück in den Vorgarten, wo sie damals Ansprechpartner für kindliche Sorgen waren. Eine Gruppe Flamingos sind für Eve Berry übrigens eine „Faszination“. Jeder Mensch braucht neben Wurzeln auch eine Herde, zu der er sich zählen darf. Ein ganz unkitschiges rosa gebundenes Buch!


Flamingo
von Rachel Elliott
mare Verlag
432 Seiten
24,70 Euro


Beitragsbild: © Mimi Hart

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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