Lust & Laster von Vindobona bis Mutzenbacher

Vermutlich wurde in Wien über die Jahrhunderte nicht mehr gevögelt, als in jeder anderen Römersiedlung der gleichen Größe. Oder in jedem urbanen Umfeld in der Habsburgermonarchie.

Aber das Besondere an Wien ist halt, dass sich die Spuren aller historischen Entwicklungen sehr lange erhalten haben und Spuren mancher Epochen immer wieder poliert werden.

Den Beitrag von Wiener Blut oder den schneidigen Uniformen der k. &.k.-Regimenter zu Wiener Verruchtheit und Lustbetontheit zu beweisen, ist unmöglich. Fest steht, dass am Riesentor des alt-ehrwürdigen Stephansdom, in der Mitte des Stadt und am Kulminationspunkt katholischer Bigotterie und Frömmigkeit, eine Vulva und ein Penis auf je eine Doppelsäule gehoben wurden. Auch waren beim Wiener Kongress mehr Prostituierte in Wien tätig, als Diplomaten. Unzählige schmutzige Worte und ihre Herleitungen pflastern jedenfalls das heiße Pflaster.

Autorin Gabriele Hasmann nimmt uns mit auf eine Reise vom „Lupanarium“ in Vindobona über die gemischtgeschlechtlichen Badhäuser im Mittelalter, hin zu frühen Erotikfilmchen, in schwitzige Herrenclubs, auf die Schneckenstiege und in Hinterhäuser. Sie zeigt auf, welche Monarchen und Monarchinnen welche Marotten und Vorlieben hatten, streift grausame Lustmorde und Maria Theresianische Strafkataloge, Kriminalistik anno dazumal oder die Bürokratie hinter dem horizontalen Gewerbe. Moralvorstellungen unterliegen dem Wandel der Zeit, weshalb hier nicht geurteilt wird.

Was durch die Jahrhunderte gleich bleibt: Frauen standen immer ganz schnell allein da, sobald sie schwanger waren. Geschichte einmal anders.


Sündiges Wien. Skandale, Lust und Laster
von Gabriele Hasmann
192 Seiten
Ueberreuter Verlag
25 Euro


Beitragsbild: © Tina King

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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