Schiefe Frauenbilder geraderücken

„Das Gute reist mit der Geschwindigkeit einer Schlange, das Böse hat Flügel“, soll Mahatma Gandhi gesagt haben.

Das Gleiche gilt für die mediale (Vor-) Verurteilung und deren Richtigstellung. Der Sammelband „Gerade gerückt“, herausgegeben von den Journalistinnen Noura Maan und Beate Hausbichler, versammelt 28 Geschichten von Frauen, die in eine Ecke gestellt und dort vergessen wurden.

Erschienen sind sie als Serie in der Tageszeitung „Der Standard“ und nun geballt in Buchform bei Kremayr & Scheriau.

Wer als Frau im Rampenlicht steht, kann schnell von „Everybodys Darling“ zu „Everybodys Fußabstreifer“ mutieren. Boulevardblätter verdienen viel Geld damit, bekannte Frauen im schlechtmöglichsten Bildkontext auf die Titelblätter zu hieven, sie infrage zu stellen, aber nie nachzufragen, ob es eine andere Sichtweise auf das Geschehene geben könnte.

Wenn eine Frau medial fallen gelassen wird, sind nur wenige Stereotype zur Hand: die Hexe, die Schlampe, das Opfer, die arme Irre, die Schwierige... die stets beteiligten Männer kommen hingegen mit fast allem durch. Der Ansatz, Biografien zu durchleuchten und zu prüfen, wie sich die beteiligten Frauen selbst zu einem Thema geäußert haben, ist der Verdienst der Autorinnen dieses Buches.

Er ermöglicht, dass sich Pamela Anderson Seite an Seite mit Sinead O’Connor finden kann, Bettina Wulff mit Monika Lewinsky und Paris Hilton mit Natascha Kampusch. Ihrer aller Rehabilitation ist überfällig. Im Idealfall führt das Werk dazu, bei der Berichterstattung erst einmal einen Schritt zurück zu treten und zu überlegen, welches gefällige Muster der medialen Vereinfachung wohl gerade zum Einsatz kommt. Und sich solidarisch zu zeigen.


GERADE gerückt.
Vorverurteilt, skandalisiert, verleumdet: Wie Biografien prominenter Frauen verzerrt werden.
von Beate Hausbichler und Noura Maan
Kremayr & Scheriau
192 Seiten
24 Euro


Beitragsbild: © Elodie Grethen

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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