Widerständige Hirnforscherin

Von Marie Curie und Lise Meitner haben Sie vielleicht schon gehört, aber wer war Cécile Vogt? Birgit Kofler-Bettschart hat dankenswerterweise eine Biografie über die Pionierin der Hirnforschung (1875-1962) geschrieben.

Im Schatten ihres Mannes und der Naziherrschaft drohte das Werk der international vernetzten Feministin und Forscherin verloren zu gehen.

Man kann sich denken, dass sie als Frau zu ihrer Zeit, geboren in Frankreich, tätig in Deutschland, für eine wissenschaftliche Karriere einiges auf sich nehmen musste.

Wie Lise Meitner war sie mehrmals für den Nobelpreis nominiert, bekam ihn aber nie. Sie hatte drei Töchter, die erste unehelich geboren, die ebenfalls Forscherinnen wurden.Vogt musste sich den Weg an die Universität erst bahnen, dann 20 Jahre unentgeltlich arbeiten und publizieren, bevor sie erstmals ein Gehalt bekam.

Viele Beiträge des Paares zur Verortung von psychischen und physischen Störungen im Gehirn haben heute noch Gültigkeit. Das Hochzeitsfoto der beiden wurde vor ihrer Hirnschneidemaschine aufgenommen…

Oskar Vogt schätzte und unterstützte sie und wies immer wieder auf die Beiträge seiner Frau zur Sammlung von Hirnschnitten hin, die sie wie ihre Westentasche kannte. Das Hirnforschungsinstitut hatten sie gemeinsam aufgebaut. Als die Nazis die Forschungslandschaft im Rassenwahn „reinigten“, machten die Vogts nicht mit.

Das sollte als Haltung am Arbeitsort Berlin nicht unterschätzt werden. Die feministische Ader von Cécile ist mehrfach belegt – auch in der schriftlichen Klarstellung, dass das weibliche Gehirn zwar weniger wiegt, aber deswegen nicht weniger kann. Kofler-Bettschart hält sich fern von Spekulationen. Sie wertet vor allem first hand Informationen aus und befragt Fachleute zu ihren Einschätzungen. Nicht nur für Menschen mit Neuroscience-Faible interessant.

 

Cécile Vogt. Pionierin der Hirnforschung.
von Birgit Kofler-Bettschart

Verlag Ueberreuter
238 Seiten
25 Euro

 

Beitragsbild: ©Adrien Converse/Unsplash

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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