Bruchstücke und Splitter aus Krieg, Familie und Erinnerungen

Die Geschichte von Romana von Sofia Andruchowytsch ist der erste Teil des „Amadoka-Epos“, übersetzt aus dem Ukrainischen für den Residenz Verlag.

Es ist das bedrückend aktuelle Buch zur Ukraine Krise, die schon länger schwelt und uns erst vor rund einem Jahr schmerzlich vor Augen rückte.

Krieg macht alles kaputt: funktionierende Menschenkörper, Familien, Liebende, Eltern, Häuser, Identitäten. Die Geschichte spielt 2014, als Russland den Donbass besetzte.

Die Art, wie Sofia Andruchowytsch Gefühle beschreibt, verfehlt ihre Wirkung nicht. Romana ist Archivarin und es daher gewohnt,  Geschichten aus Bruchstücken zusammen zu setzen und Erinnerungssplitter zu sammeln. Sie glaubt, in einem namenlosen Soldaten, der 2014 schwerverletzt aus dem Krieg im Donbass zurückkehrt, ihren verschollenen Ehemann Bogdan zu erkennen.

In Rückblenden und Gegenwartsfragmenten entrollt die Autorin eine tragische Familiengeschichte mit verletzten Frauenfiguren und entwurzelten Männern. Romana geht ihrem Mann Bogdan zur Hand, aber auch dessen Mutter und Vater. Die Familiengeschichte in vier Koffern wechselt dank ihr mehrmals den Besitzer. Romana holt den gebrochenen Bogdan aus dem Krankenhaus und versucht ihm seine Identität zu entschlüsseln.

Vielleicht ist diese Biografie aber auch nur ihr Wunschdenken und die Konstruktion einer Geschichte.


Die Geschichte von Romana. Das Amadoka-Epos.
von Sofia Andruchowytsch
Aus dem Ukrainischen übersetzt von Alexander Kratochvil und Maria Weissenböck
Residenz Verlag
302 Seiten
25 Euro


Beitragsbild: © Valentyn Kuzan

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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