Mittendrin im Tabuthema Pflege

Die Pflege, unerlässlich wie sie ist, wird aktuell meist als Problem besprochen. Zuwenig Pflegekräfte, schlechte Bezahlung, hohe Belastung, Corona als Brandbeschleuniger.

Wer keine Pflege braucht, will am liebsten nicht darüber nachdenken. Wer selber pflegt, hat eher keine Ressourcen, die Situation zu verbessern.

Wer gepflegt wird, geht auch nicht auf die Straße. In einer alternden Gesellschaft keine wünschenswerte Ausgangssituation.

Die Gesundheitsjournalistin Katrin Grabner hat für ihr Buch „Und trotzdem“ mit 23 Menschen gesprochen, die pflegen oder gepflegt haben. Mit Profis und Angehörigen, mit Lehrenden, Auszubildenden, Quereinsteiger, Managerin und Personalverantwortlichen. Alle diese Menschen beschreiben ihre Aufgabe nicht nur als wichtig, sondern als lohnend. Sie repräsentieren das breite Spektrum der Pflege und erfüllen trockene Begrifflichkeiten mit Leben.

Nach der Lektüre glaubt hoffentlich keiner mehr, dass es nur um satt und sauber geht. Was macht eine Community Nurse in Kärnten? Wie ist es, mit 14 der Mutter den Wundverband zu wechseln und sie auf die Toilette zu begleiten? Was macht eine Pflegekraft in der Justizvollzugsanstalt? Hier wird nicht schöngefärbt, sondern Tacheles geredet. Nebenbei erfährt man viel über Zahlen, Daten und Fakten, Ausbildungen, Hürden und Freuden.

Ein wertschätzendes Buch über eine wertvolle Tätigkeit. Gleichzeitig aufklärend und beruhigend. Vielleicht macht es dem einen oder der anderen auch Gusto, bisher ungelebte Qualifikationen zu nutzen.


Und Trotzdem. 23 ganz schön ehrliche Geschichten aus der Pflege
von Katrin Grabner
Am Puls Verlag
176 Seiten
25,95 Euro

Astrid ist Wienerin, Working Mum, Wählerin, wählerisch, mag Menschen, Worte und Wale.

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